Ø 10.000 Dinge im Besitz? Wir brauchen eine neue Konsumkultur

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Tatsächliche Gebrauchsdauer von Gegenständen im Haushalt

Bevor die Idee des Geldes existierte, haben unsere Vorfahren getauscht oder geteilt. Gegenwärtig lässt sich, vor allem im globalen Norden, eine Konsumgesellschaft erkennen, welche von einem Warenüberfluss und dem schönen Schein der materiellen Welt geprägt ist. Menschen finden darin ihre vermeintliche Bedürfnisbefriedigung. Der ständige Konsum ist unter anderem eine Voraussetzung für das Funktionieren des kapitalistischen Wirtschaftskreislaufes.

 

Die Illusion der freien Zugänge?

Eine Studie besagt, dass sich pro europäischen Haushalt durchschnittlich 50 ungenutzte Gegenstände im Besitz befinden. Die Annahme einer anderen Quelle, dass ein Mensch im Schnitt 10.000 Dinge besitzt, lässt die Zahl noch gering wirken. Sieht man sich aufmerksam in den eigenen vier Wänden um, lässt sich mit Sicherheit feststellen, dass das ein oder andere Ding wenig bis kaum Verwendung findet. Spontane und unüberlegte Käufe sind oft die Ursache dafür. Der Soziologe und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa stellt außerdem fest:

"Vieles davon kaufen wir, ohne es je zu konsumieren. [...] Wir kaufen uns heute lediglich die Option, Dinge zu benutzen, also den Zugang zu vielen Dingen. Aber wir konsumieren immer weniger, weil wir leider keine Zeit mehr haben. Konsum ist ja zeitaufwendig. Außerdem gibt es immer etwas Interessanteres, was wir uns noch kaufen könnten, deshalb kommen wir gar nicht mehr dazu, das Erworbene zu benutzen."

Nach Aussage von Evolutionsbiologen, liegen die Wurzeln für den Massenkonsum in der Geschichte des Menschen. So bedeutete für die Jäger und Sammler „mehr besitzen“ eigentlich immer „länger und besser Überleben“. "Wir haben uns zu Maximierungsmaschinen entwickelt. Es gibt nicht unbedingt einen Stopp-Mechanismus in uns, der sagt: Entspann dich, du hast genug.", so der Biologe Robert Trivers.

 

Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Gekauftem

Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine Bohrmaschine in 15 Jahren nur durchschnittlich 45 h genutzt wird, wobei die maximal mögliche Nutzungsdauer bei durchschnittlich 300 h liegt. So stellt sich die Sinnfrage: Besitzen oder mitbenutzen?

Tatsächliche Gebrauchsdauer von Gegenständen im Haushalt

Teilen als gemeinsame Konsumkultur

Viele Argumente sprechen dafür Dinge zu teilen, statt Besitz anzuhäufen. Eine Anschaffung lohnt sich bei selten benötigten Gütern nicht. Sie lassen sich auch einfach von Menschen in der Nachbarschaft ausleihen. Zum Beispiel Dinge wie eine Schlagbohrmaschine, ein Fahrradanhänger, oder ein Zelt. Auch Bücher, werden meist nur einmal gelesen und verschwinden danach im Bücherregal. Weniger zu kaufen, muss die Lebensqualität nicht einschränken. Sie kann im Gegenteil gar erhöht werden, da mehr finanzielle Mittel für Ausflüge, Lebensmittel, etc. übrigbleiben. Das gemeinsame Teilen (auch Collaborative Consumption) reduziert langfristig den natürlichen Ressourcenverbrauch eines einzelnen Menschen (z.B. abiotische Rohstoffe (z.B. Metalle) und biotische Rohstoffe (z.B. Holz), Wasser, Fläche etc.). In einer Schrift zur Ökologie, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem NABU Deutschland e.V. war bereits im Jahr 2012 die Antwort klar:

„Weil Weltbevölkerung und Wirtschaft weiter wachsen und der technische Fortschritt immer neue Bedürfnisse weckt, steigen auch Warenkonsum und Rohstoffverbrauch – trotz effizienterer Technologien. Damit steigt auch der Druck auf die Ökosysteme weiter an: Die Jagd nach Rohstoffen wird bis in den letzten Winkel der Erde und der Meere getrieben, die Verschmutzung von Böden, Wasser und Luft nimmt zu. Dagegen gibt es vor allem zwei große Strategien: Erstens eine Effizienzrevolution, die den Ressourcenverbrauch durch innovative Produktionsprozesse, Technologien und Produkte senkt; zweitens eine Veränderung der Konsumkultur in Richtung gemeinschaftlichen Konsums und geteilten Nutzens.“

 

Den Aufschrei für eine nachhaltige Lebensweise wurde gegenwärtig wohl bereits von jedem Menschen gehört. Diskurse auf verschiedensten Ebenen sind davon geprägt.

 

Welche Konsumkultur lebst Du? Teile deine Gedanken gerne über die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag!

 

Quellen: