Pfarrer Andreas Dohrn im Interview

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Werner: Hallo Andreas! Du bist ein aktiver Nutzer der Plattform. Stell dich bitte mal kurz vor. Was machst du so? Was bewegt dich?

Ich heiße Andreas Dohrn. Ich bin Pfarrer in der Peterskirche und habe über einen Workshop über Gemeinwesenarbeit und Community-Organizing die Stiftung „Ecken wecken“ kennen- und schätzen gelernt und darüber bin ich zu dem Projekt „depot“ gekommen. Da ich mich, auch im Rahmen meiner Arbeit als Pfarrer, schon länger mit Nachhaltigkeitsfragen beschäftige und finde das depot interessant, weil es Nachhaltigkeit digital macht und das ist chancenreich.

Werner: Wofür nutzt du das depot? Welche Ressourcen hast du eingestellt? Und welche Ressourcen hast du ausgeliehen?

Mir ist aufgefallen, dass über die Möglichkeit, im depot auch Räume zu vermieten, der Rückschluss nahelag, mal darüber nachzudenken: „Welche Räume könnte man denn aus der Kirchgemeinde vermieten?“. Daraus ist auch die Vermietungsmöglichkeit von den kirchlichen Kapellen der Peterskirche entstanden. Der interessanteste Effekt für uns als Kirchgemeinde ist, dass sich nicht-kirchliche Personen und Akteure, unter azwei Selbsthilfegruppen, meldeten und sagen: „Ja, wir wollen bei euch gerne einen Raum mieten und wir hätten gar nicht vermutet, dass wir das als nicht-kirchliche Leute bei euch machen können.“ Von daher hat für uns das depot eine ganz besondere Rolle. Es gibt zum Einen die Stärke, dass man Ressourcen schont, indem man manche nicht kaufen muss, sondern sie lieber ausleiht. Die zweite Stärke ist, dass man da ja tatsächlich auch Geld mit sparen kann, als gemeinnütziger Verein. Und wenn man ganz lang darüber nachdenkt, ist wahrscheinlich die größte Stärke von dem Projekt, unterschiedliche Akteursgruppen aus der Zivilgesellschaft, über das Verleihen zusammenzubringen, weil die natürlich dann in gesellschaftlichen Engpässen – Stichwort: Rechtsradikale Demonstrationen – viel handlungsfähiger sind. Die kennen sich. Die schätzen sich. Das trägt sehr viel mehr aus, als nur Bierbänke von rechts nach links zu bringen. Die Effekte sind sehr viel tiefer als man es im ersten Moment vermutet. Und das zeigt sich bei uns in der Kirchgemeinde sehr, sehr deutlich.

Alice: Was für Vorteile hat denn deiner Meinung nach das depot gegenüber anderen Nachbarschafts- und Sharing-Plattformen?

Ich glaube, mit der größte Vorteil vom depot ist die Servicequalität. Das heißt, dass ich da die Möglichkeit habe gleich einen Verleihvertrag auszudrucken. Dass ich die Möglichkeit habe, das mit einem Kalender zu verknüpfen. Dass ich die Möglichkeit habe zu sehen: Wo ist die Ressource? Das heißt, den Aufwand niedrig zu machen.

Werner: Im Prinzip hast du ja jetzt schon gesagt, was dir am depot gefällt. Gibt es auch Punkte, was du dir vom depot noch wünscht?

Meine Hoffnung wäre so ein bisschen, wenn sich das depot bundesweit verbreitet, dass zum Beispiel Leute, die sozialunternehmerisch denken, so wie ich, dieses depot noch breiter anwenden könnten. Über die „Grundfunktion“ hinaus, denke ich z. B. An eine Art Innovationsdrehscheibe.

Werner: Also Ideen als Ressourcen einzustellen?

Genau, ich könnte mir vorstellen, dass die depot-Plattform eine interessante Grundgeschichte ist und dass man da viel mit machen kann, was über das Verleihen hinausgeht. Stichwort: Wirksam zusammenarbeiten. Spätestens gegenüber dem Fördermittelgeber müssen die Gemeinwohlorganisationen nämlich ihre Wirksamkeit darstellen.

Alice: Was würdest du denn zukünftigen depot-Nutzern empfehlen?

Wenn ich als Akteur möchte, dass ich mit den und den Organisationen und den und den Leuten zutun habe, dann denke ich mal andersherum. „Was brauchen die Leute?“ Und vielleicht investiere ich als Organisation ganz bewusst in Dinge, die ich auch anderen zur Verfügung stelle, weil ich ahne und weiß, dass die Anderen das brauchen. Es ist auf jeden Fall ein supergutes gemeinnütziges Tool und man kann gespannt sein, wo das hingeht.

Werner: Dann vielen Dank für das Interview und für die vielen tollen Inputs und Eindrücke!

Sehr schön!